Manfred Roth Stiftung übergibt Fördergelder

In den 1990-er Jahren hatte Nürnberg die höchste Herzinfarkt-Sterblichkeit in Deutschland. Ungerechtfertigter Weise wurden damals die Nürnberger Bratwürste oder das fränkische „Schäufele“ verdächtigt ursächlich daran beteiligt zu sein.

Durch Verbesserung der Versorgungsstrukturen und Aufklärungsarbeit über die klassischen Risikofaktoren wie Nikotin, Diabetes, Cholesterin, Bluthochdruck, Stress oder ungesunden Lebensstil konnte mittlerweile bundesweit die Herzinfarkt-Sterblichkeit leicht verbessert werden. Trotzdem führen Herz-Kreislauferkrankungen immer noch die Rangliste der häufigsten Todesursachen an mit ca. 50% aller Sterbefälle (Krebserkrankungen gesamt ca. 25%).

Einer der Hauptgründe für die immer noch hohe Sterblichkeit liegt daran, dass ca. 2/3 aller Herzinfarkte ohne Vorwarnung auftreten. Ein Drittel aller Infarkte verläuft unmittelbar tödlich als sogenannter „plötzlicher Herztod“.

Klassische hausärztliche oder internistisch/kardiologische Untersuchungsverfahren wie EKG, Laborkontrolle, Echokardiografie und die Ergometrie können die Mehrzahl (2/3) aller drohenden Infarkte nicht vorhersehen. Dies beruht auf der Tatsache, dass der häufigste Auslöser eines Herzinfarktes rupturierte Gefäßablagerungen (Plaques) sind, die das Gefäß primär nicht signifikant einengen und damit in den Standard-Testverfahren nicht erkennbar sind und erst nach der Ruptur zum vollständigen oder teilweisen Gefäßverschluss führen, der dann auch sichtbar und spürbar ist und für 1/3 aller Patienten fatal endet.

Erst durch die Entwicklung der Herz-CT Diagnostik mit mehrschichtigen, ultraschnellen CT-Scannern (>64 Zeilen) ist es möglich geworden die gefährlichen Ablagerungen innerhalb der Herzkranzgefäße zu erkennen. Leider ist diese Technologie bisher nur wenigen Patienten bekannt und auch nur in wenigen Zentren (größeren Kliniken) verfügbar.

Die Manfred-Roth Stiftung hat bereits 2014 und 2015 das Bekanntwerden dieser Diagnostik mit 2 Spenden unterstützt, womit bereits nachweislich viele Patienten vor einem drohenden Herzinfarkt oder Herztod geschützt werden konnten.

Jetzt besteht die Möglichkeit mit dem unten skizzierten Forschungsprojekt die Metropolregion Nürnberg zur Region mit der niedrigsten Herzinfarktrate in Deutschland zu machen und damit Vorbild für andere Regionen zu werden.

 

Projektskizze

Die Praxis für Kardiologie im Parcside unter Leitung von Dr. Martin Laser, konnte den modernsten CT-Scanner von Süddeutschland erwerben (Canon Aquillion One Genesis, 320 Zeilen) und wird diesen ab 01.02.2019 in Betrieb nehmen. Damit steht der Region und den Patienten ein Gerät mit bestmöglicher Auflösung und Aussagekraft sowie gleichzeitig niedrigst-möglicher Strahlenbelastung zur Verfügung.

Gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sollen in der Metropolregion alle Menschen mit einem intermediärem Risiko (10-20% Risiko für ein tödliches oder nicht-tödliches Herz-Kreislaufereignis (Herzinfarkt/Schlaganfall)) motiviert werden eine Herz-CT Untersuchung (Kalkscore) mitzumachen. Das betrifft den Großteil der Bevölkerung zwischen 45 und 75 Jahren. Die Motivation soll über die Arbeitgeber und Betriebe, Hausärzte und über entsprechende Medienarbeit erreicht werden.

Geplant sind 2 Projekte mit Unterstützung der Manfred Roth Stiftung:

  1. Aufbau eines Patienten-Registers für alle beschwerdefreien Vorsorgepatienten die zum Herz-CT ohne Kontrastmittel (Kalkscore, gemäß Leitlinien) kommen mit halbjährlichem, klinischem Follow Up (Laborwerte, Krankenhausaufenthalte, kardiovaskuläre Ereignisse, Überwachung der Medikamenten-Einnahme etc.)
  2. Aufbau eines weiteren Forschungsregisters für symptomatische Patienten mit Verdacht auf KHK und Indikation für eine Herz-CT Untersuchung mit Durchführung einer Angiografie (3D-Darstellung der Gefäße mit Kontrastmittel) und klinischem Follow Up (s. 1.).

Im Rahmen des 2. Projektes ist die Implementierung einer neuen CT-Technologie geplant mit Auswertung des FAI („fat attenuation index“), einer Methode mit der Entzündungen im Fettgewebe der koronaren Gefäßwände dargestellt werden können. Damit lassen sich Gefäßablagerungen in gefährliche/vulnerable Läsionen und stabilere/ungefährlichere Läsionen unterscheiden mit entsprechender therapeutischer und klinischer Konsequenz.

Die Methode wurde auf dem europäischen Herzkongress im September diesen Jahres in München erstmals von einer Forschergruppe der Oxford Universität vorgestellt. Der Leiter der Oxforder Gruppe ist der frühere Mentor und Arbeitsgruppenleiter von Dr. Martin Laser, Prof. Stefan Neubauer, der sich gerne in das geplante Forschungsprojekt der Parcside Clinic mit einbringen würde, um die neue Methode „FAI“ erstmals im klinischen Alltag in Deutschland zu etablieren. Die Parcside Clinic wäre damit das erste Zentrum in Deutschland, die eine „State of the Art“ Herzinfarkt-Vorsorge anbieten kann.

Zur Bestätigung des Nutzens dieser neuen Form der Herzinfarkt-Vorsorge sind regelmäßige Publikationen der klinischen Verläufe der eigenen Vorsorge-Patienten geplant, um den Vorteil hinsichtlich Mortalität und Herzinfarktrate gegenüber der Normalbevölkerung aufzuzeigen und damit in Zukunft auch eine Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen zu erreichen

 

Eigenmittel und Kooperationen

Von Seiten der Parcside Clinic wird das Projekt durch eigenes Personal unterstützt (u.a. Study nurse), welches sich um die Patientenbetreuung, Follow-up und telefonische Betreuung kümmert unter Anleitung der Projektleiterin Anja Limmer.

Unterstützung beim Aufbau des Registers, Optimierung der CT-Prozesse und Planung weiterer Studien wurde bereits durch das Deutsche Herzzentrum München (Prof. Michael Joner), das Klinikum Fürth (Chefarzt Kardiologie, PD Dr. Harald Rittger) und das Diakonissenkrankenhaus Flensburg (Chefarzt Kardiologie, Prof. Christoph Garlichs) zugesagt.

Die Parcside Kardiologie mit Dr. Martin Laser freut sich zur Unterstützung der skizzierten Projekte am 15. Januar 2019 eine Förderung in Höhe von 30.000 € entgegennehmen zu dürfen. Die Förderung wird persönlich von den Vorstandsmitgliedern der Stiftung Dr. Wilhelm Polster und Klaus Teichmann überreicht.

Pressemitteilung zur Förderung eines Forschungsprojektes durch die Manfred Roth Stiftung: "Reduktion der Herzinfarkt-Rate in der Metropol-Region Nürnberg/Fürth/Erlangen durch Früherkennung mittels Herz-CT".

12 MANFRED ROTH STIFTUNG UBERGIBT FORDERGELDER Marktspiegel KW05 2019 min