TIEFER BLICK IN DIE AUGEN ENTHÜLLT HERZINFARKTRISIKO

Ärzte ziehen mit computergestützter Untersuchung Rückschlüsse auf Gefäße

NÜRNBERG - Durch eine Untersuchung des Augenhintergrundes bestimmen Mediziner das Risiko ihrer Patienten, eines Tages einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Ein sinnvolles Instrument zur Prävention, findet das bayerische Gesundheitsministerium. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland immer noch die häufigste Todesursache.

Melanie Huml ist von der schonenden Methode begeistert: "Das tut wirklich nicht weh." In der Praxis des Internisten Dr. Martin Laser lässt die Gesundheits-Staatssekretärin ihren Augenhintergrund untersuchen - computergestützt und ohne dafür vorher die Pupillen weit zu tropfen.

 

Talking Eyes läuft seit acht Jahren

Seit acht Jahren läuft das Projekt "Talking eyes", bei dem Ärzte durch das Aussehen der Blutgefäße des Augenhintergrunds Rückschlüsse auf den Zustand der übrigen Blutgefäße im Körper ziehen. Hat etwa Bluthochdruck die Gefäße bereits geschädigt und droht deswegen ein Schlaganfall oder Herzinfarkt, kann der Mediziner jetzt einschreiten und die Erkrankung gemeinsam mit dem Patienten bestenfalls verhindern.

Lebensweise ändern "Das geht über Medikamente, oft reicht aber auch schon eine Änderung der Lebensweise", erklärt Dr. Laser. Etwa indem sich der Infarktgefährdete das Rauchen abgewöhnt, mehr Sport macht oder seine Ernährung umstellt. Schlägt die Therapie an, kann eine nochmalige Untersuchung einige Monate später bereits Erfolge nachweisen: "Denn eine Schädigung des Augenhintergrunds muss nicht auf Dauer sein", sagt Dr. Laser.

Sinnvoll sei die Vorsorgemaßnahme für Menschen ab einem Alter von 30 bis 35 Jahren. Nachteil jedoch: Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für die Untersuchung in Höhe von 115 Euro - bis auf eine Ausnahme - (noch) nicht.

 

Anschubfinanzierung betrug 230.000 €

"Hier wollen wir ansetzen", erklärt Huml. Seinerzeit hatte das bayerische Gesundheitsministerium dem Projekt, an dem im Freistaat rund 30 Praxen teilnehmen, mit einer Anschubfinanzierung von 230.000 € auf die Sprünge geholfen, nun will das Ministerium erneut einspringen und bei Kassen und Firmen für die Untersuchung werben.

Wichtig aber: Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern das Talking-Eyes-Projekt anbieten, das betont die Staatssekretärin, erfahren nur die Betroffenen selbst das Ergebnis der Untersuchung. Für den Chef ist diese Information tabu.

Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.talkingeyes-and-more.de

 

Dr. med. Martin Laser, Dr. med. Manfred Schmidt und Staatssekretärin Melanie Huml

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